Regionaltreffen der bayerischen Hausprojekte des Mietshäuser Syndikats

In gewohnt gemütlicher Runde fand am vergangenen Samstag im Regensburger Hausprojekt Danz das mittlerweile dritte Regionaltreffen der bayerischen Hausprojekte des Mietshäuser Syndikates statt. Neben einer internen Gesprächsrunde, in der es um aktuelle regionale und überregionale Prozesse innerhalb des Syndikats Verbunds ging, waren am Nachmittag ebenfalls interessierte Menschen eingeladen, um sich bei Kaffee und Kuchen über das Mietshäuser Syndikat zu informieren.

Begonnen wurde das Regionaltreffen nach einem gemeinsamen Mittagessen gegen 13uhr. Da, neben ohnehin anwesenden Danz Bewohner_Innen, lediglich noch ein Bewohner der Ligsalz8 aus München angereist war, konnte man sich für die sechs Themen auf der Tagesordnung Zeit nehmen. Wie bereits auf den vergangenen Regionaltreffen im letzten Jahr, informierten sich die Projektbewohner_Innen gegenseitig über aktuelle Entwicklungen in ihren Häusern. Durch die kleine Gruppe begünstigt konnte sich für diesen Punkt viel Zeit genommen werden, sodass neben der finanziellen Lage und zukünftigen, oder vergangenen, Renovierungsarbeiten, ein genauerer Einblick in den Projekt- und Wohnalltag der Ligsalz8 und Danz gewonnen werden konnte.

Hervorzuheben ist hierbei der Bericht über Naziangriffe unter anderem auf die Ligsalz8 im Mai dieses Jahres. Beeindruckend berichtete der Münchner York von aus der bedrohlichen Situation hervorgegangenen Vernetzung mit anderen Betroffenen und der Vielzahl an Solidaritätsbekundungen und Spenden, um  zerstörte Scheiben auswechseln zu können. Darüber hinaus war es erfreulich von diversen Beratungsanfragen zu hören. Durch die in München beispielslos schnell steigenden Mieten, scheint das Interesse an kollektiven, sozialen Wohnformen auch in der Landeshauptstadt noch lange nicht befriedigt zu sein.

Aus der Danz gab es natürlich ebenfalls einiges zu berichten. So veranstalteten die Bewohner_Innen Anfang des Jahres einen sogenannten Grundsatztag. „Wir haben uns einen ganzen Samstag Zeit genommen, um an einem neutralen Ort über unsere ganz individuellen Ansprüche, Bedürfnisse und Pläne für unser gemeinsames Leben in der Danz zu sprechen“, erzählen die Bewohner_Innen. Dieser kontinuierliche Prozess der Suche nach dem Charakter ihres Zusammenlebens schien der Gruppe gutgetan zu haben und darüber hinaus auch in anderen Hausprojekten alltäglich zu sein. Denn wo kollektiv gelebt wird, gebe es selbstverständlich Reibungspunkte und auseinandergehende Meinungen. Auch um Platz für Kontroversen innerhalb des Hauses zu bieten, würden in der Danz Projekt- und WG-Angelegenheiten, auf voneinander getrennten Plena besprochen.

Aber auch über die Grundstücks- und Städtegrenzen hinaus wollen die Teilnehmer_Innen des Regionaltreffens zusammenarbeiten. So war beispielsweise die Diskussion, wie sich die Verbreitung des Mietshäuser Syndikates in Bayern realisieren lasse, ein besonders wichtiger Punkt. Denn auf Beratungsmöglichkeiten für interessierte Gruppen, wie es sie in Freiburg, Berlin, oder Leipzig mit eigenen Büroräumen gibt, können die bayerischen Hausprojekte nicht zurückgreifen. Neben der Danz in Regensburg und der Ligsalz8 in München, existiert in ganz Bayern lediglich noch ein drittes Syndikats Projekt: der Altöttinger Mieter_Innen Konvent. Trotz der räumlichen Distanz möchte man weiterhin zusammenarbeiten und in Kontakt bleiben. Dezentralisierung und Regionalisierung seien auch brandaktuelle Themen im stetig wachsenden Syndikats Verbund.

Nach insgesamt vierstündiger Diskussion in familiärer Atmosphäre kamen schließlich ab 17uhr die ersten Besucher_Innen zum öffentlichen Teil des Tages. Nachdem die Funktionsweise des Mietshäuser Syndikats erklärt und auf Rückfragen eingegangen worden war, verteilten sich interessierte Menschen und „Syndikalist_Innen“ im Danz Wohnzimmer, um in kleinen Gruppen auf weitere Fragen eingehen zu können. Neben Gesprächen, mit an der Umsetzung eines Hausprojektes konkret interessierten Menschen, war es auch sehr spannend den Geschichten zweier ehemaliger Bewohner_Innen der Danz zuhören zu können. Hier wurde wieder einmal klar, wie sehr der heutige Danz-Alltag dem der 70er und 80er ähnelt, es jedoch die kleinen menschlichen Unterschiede sind, die jeder „Hausepoche“ ihren Eigenarten verleihen. Kontakt zu weiteren Ex-Danzbewohner_Innen wünscht sich die momentane Gruppe im Haus ausdrücklich. Von Ehemaligentreffen über „Märchenabende“ und diversen anderen Projekten sei vieles möglich und bereits in Planung.

Gegen 20uhr lichtete sich dann die Gruppe. Die ersten Besucher_Innen machten sich auf den Heimweg. In gemütlicher Runde mit Freund_Innen konnten die Danzbewohner_Innen den Tag Revue passieren lassen. Einig waren sie sich in dem, dass zwar mit mehr Menschen gerechnet worden war, das Regionaltreffen und der Infonachmittag jedoch durchweg positiv zu bewerten seien. Bevor das nächste Bayerntreffen, dann vermutlich wieder in München, im nächsten Jahr kommen kann, steht aber erst einmal noch ein aufregender Oktober an. An der Klausurtagung am 5. Oktober in Frankfurt a.M. wollen die Danzler_Innen ebenso teilnehmen, wie an der nächsten überregionalen Mitgliederversammlung in Lübeck am 26. Oktober. Anfragen für Vorträge und formlose Informationsgespräche gebe es ebenfalls für die nächste Zeit. Sowohl in Regensburg, als auch in anderen bayerischen Städten.

Hoch motiviert können die Danzbewohner_Innen nun lang geplante und neue Vorhaben angehen. Man will sich aktiver im Stadtbild präsentieren. Ob nun in Form regelmäßiger Infoveranstaltungen, oder durch Mitarbeit in Mieter_Innen Initiativen und Bündnissen, stehe konkret noch nicht fest. Ruhe wird die Danz zumindest nicht geben. Die Idee des Mietshäuser Syndikats soll bekannter gemacht werden, um vielleicht bald auch in Regensburg weitere Hausprojekte unterstützen zu können.

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